Maria Anna Leenen: Allein sein: Lebensform – Herausforderung – Chance. Aus dem Tagebuch einer Eremitin. Patmos Verl., Ostfildern, 2022, 176 S., 19,60, ISBN 978-3-8436-1396-5
Entgegen dem Titel des Liebesfilms (F, 2004) „Zusammen ist man weniger allein“ kann man sehr wohl alleine ein erfülltes, selbstbestimmtes Lebens führen, ohne allein, im Sinne von „einsam“ zu sein. Seit 1994 lebt Anna Maria Leenen als Diözesaneremitin im Bistum Osnabrück zusammen mit einigen Haustieren in der Klause St. Anna. Von daher nimmt es nicht Wunder, dass ihr ziemlich stringent durchstrukturierter Tagesablauf stark vom Leben des christlichen Glaubens geprägt ist, so auch das Spektrum ihrer Publikationen aus dem vornehmlich theologischen Bereich. Im vorliegenden Buch hat sie ihre Tagebucheintragungen vom 1. Januar bis zu 31. Dezember als „Spiegel“ ihrer Gedankensplitter, Tagesnotizen und Stimmungsbilder, so ihre Worte, gewählt. Der Leser bekommt dabei nicht nur Einblicke, wie ein Leben in selbst gewählter Isolation Erfüllung ablaufen kann, er erlebt auch an vielen Stellen mit, was in der Eremitin vorgeht. Das sind ehrliche Worte, die oftmals zum Nachdenken oder Staunen anregen. Sie transportieren lesenswert und unterhaltsam die positive Lebenseinstellung von M. A. Leenen. Dazu tragen auch die Anekdoten und Gedanken zu ihrem persönlichen Selbstfindungsprozess bei. Diese ist auch geprägt von Gesprächen, Vorträgen oder Literaturstudien die an manchen Tagen integriert sind. Auch „miese Stimmung“ wird offen kommuniziert. Das Buch spiegelt menschliche Stimmungen und Gefühle wider – hier der Wiederaufgriff des Eingangsbildes des Spiegels – zu denen man stehen und über die man reden darf. Diese „Einjahresbiografie“ ist ein gutes Vehikel, um zur eigenen Einkehr zu gelangen. (Weitere Infos unter: www.verlagsgruppe-patmos.de)
