Kevin Hobbs, Artur Cisar-Erlach, Katie Kulla (Illustrationen): Pflanzen essen – 70 nachhaltige Pflanzen, die unsere Zukunft retten. Verl. Antje Kunstmann, München, 2023, 208 S., 32,00 Euro, ISBN 978-3-95614-586-5, www.kunstmann.de
Ein erstes angenehm ins Auge fallende Merkmal dieses Buches zur Nutzpflanzenkunde sind die auf die wesentlichen Pflanzenmerkmal reduzierten farbenfrohes Illustrationen. Diese ganzseitigen Portraitillustrationen sind im Gegensatz zu den filigranen Zeichnungen, wie sie zum Beispiel die bekannte englische Illustratorin Margaret Mee angefertigt hat, ansprechend künstlerisch überformt. Sie erzeugen damit eine gewisse Spannung auf die Texte. „Welche Details zu den Pflanzen mögen sich da wohl noch im „Steckbrief“ offenbaren?“ Derer gibt es reichlich in den 70 monografischen Abhandlungen. Es gibt neben den in der Fachliteratur häufig präsenten Weltwirtschaftspflanzen wie Reis, Mais, Hirse, Weizen, Zuckerrohr/-rüben, Sojabohnen viele zukunftsträchtige Nahrungspflanzen, die in ihren Herkunftsgebieten neben ihrer Bedeutung als wichtige Ernährungsgrundlage auch wirtschaftlich bedeutsam sind, so der in Mexiko beheimatete Feigenkaktus oder der Wilde Mangobaum der Subsahara Afrikas. Ein hohes genetisches Potenzial zur Züchtung neuer Bananensorten sowie weitere, den nachhaltigen Anbau fördernde Eigenschaften besitzt die Rote Banane. Mit ihren ernährungsphysiologischen Qualitäten und ihrer Eignung als Möbelholz bietet sich mit dem Chinesischen Surenbaum gleich noch eine Nutzpflanze für Agroforstsysteme an. Natürlich stellen Hobbs und Cisar-Erlach auch essbare Pflanzen(teile) vor, die wir hier kennen, so die Süßkartoffel(blätter), den Löwenzahn bzw. den Europäischen Queller. Doch diese sind in der Minderzahl. Die Bühne gehört den vermeintlichen „Exoten“, die in ihren geografischen Breiten ein hohes Nachhaltigkeitspotenzial haben und somit ein kleiner Schritt gegen den Negativtrend im globalen Klima sein können.
Die Texte stellen sehr schön die Angepasstheiten der Pflanzen heraus, selbstredend natürlich die Nutzungsmöglichkeiten und ökologischen Ansprüche. Zur schnellen Orientierung gibt es dazu eine stichwortartige Zusammenfassung am jeweils äußeren Seitenrand, ergänzt durch weitere interessante Fakten, nicht zuletzt durch die Fundstellen sowie Zubereitungstipps. Die Übersichten zu Fachbegriffen, Bezugsquellen, Internetadressen und dem „Foraging: Wo gibt es was?“ sind ebenfalls sehr hilfreich.
Das allerdings diese 70 Pflanzen unsere Zukunft retten können, ist sehr optimistisch formuliert. Es gibt Möglichkeiten und Wege, jedoch auch Grenzen, die gar nicht oder nur langfristig zu überschreiten sind. Die Autoren schaffen es aber, hier ein motivierendes Bild dieser Chancen zu zeichnen, das Mut macht, sich diesen neuen Ernährungsmöglichkeiten auf der Basis von „Pflanzen sind die Grundlage allen Lebens auf der Erde“ (Vorwort) zu öffnen.