Maximilian Doeckel, Jonathan Focke: „Aber meiner Tante hat’s geholfen“ – Wie wir Scheinargumente, unwissenschaftlichen Unsinn und Pseudoexperten entlarven. Rowohlt Taschenbuch Verl., Hamburg, 2. Aufl. 2025, 288 S., 18,00 Euro, ISBN 978-3-499-01538-0, www.rowohlt.de
Die Autoren haben es sich in Zeiten von „Fakenews“ zum Ziel gesetzt, Aufklärung zu betreiben, die für jeden verständlich sind. Dabei geht es ihnen nicht primär um mediale Falschmeldungen, sondern um „Alltagsmythen“, die tradiert und nicht hinterfragt werden. Ihre Ausführungen beruhen auf Recherchen für den Podcast „Quarks Science Cops“ und sind daraus eine Art „ausführlicher Synopse“. Kritisch analysiert wird darin das (unwissenschaftliche) Methodenrepertoire von Unternehmen, Politikern, Influencern. Klassische Beispiel wie die natürliche Selbstheilungskraft des Körpers, Kundenbewertungen, positive Erfahrungsberichte, die Kraft selektiver Interpretation, die Glaubwürdigkeit von Spezialisten (Ärzte, Nobelpreisträger u. ä.) sowie das Nicht-Wahrhaben-Wollen von wissenschaftlichen Gegenargumenten, die nicht ins eigene Weltbild passen, und das Herunterspielen von offensichtlichen nicht nur gesundheitlichen Gefahren werden auf den Prüfstand gestellt. Eines der spannendsten Kapitel widmet sich interessengesteuerten Ergebnissen wissenschaftlicher Studien, so wie es beispielsweise bei Statistiken oder Kontrollgruppenversuchen der Fall ist. Auch Wissenschaft incl. ihres Manipulationspotenzials wird anhand von Beispielen von seinem „Sockel gestoßen“.
Besonders gut gefällt mir das Schlusskapitel mit klaren Handlungsanweisungen zum Entlarven von Falschwahrheiten. Dazu gibt es einen Fragenkatalog, anhand dessen man die Seriosität von Aussagen unter die Lupe nehmen kann, sowie eine nach Kapiteln geordnete Zuweisung zu den wissenschaftlichen Quellen, auf die sich das Autorenteam bezieht.
Die informationsdichte Lektüre ist seitens der Autoren eine echte Fleißarbeit, kritisch-informativ und unterhaltsam zugleich. Wer sich angesichts der Informationsfülle zunächst ein wenig überfordert fühlt, kann auch je nach Interesse erst einmal einzelne Kapitel herausgreifen, empfehlenswert als Einstieg das zu den Methoden von Wissenschaft. So mancher Wissenschaftsgläubige, Besserwisser oder von Werbeversprechen leicht zu beeinflussende Zeitgenosse wird moderat mit einer gesunden Portion Diplomatie, jedoch deutlicher Aussage auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
