Walter Schübler: Vorm Essen zwischen den Kriegen. Edition Atelier, Wien, 2024, 360 S., 35,00 Euro, ISBN 978-3-99065-110-0, www.editionatelier.at
W. Schübler präsentiert ein zeitgemäßes Werk, nicht nur zur Lebensmittelwertschätzung. Der Inhalt mutet auf den ersten Blick eher ungewöhnlich an und führt uns zurück in die entbehrungsreichen Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Es gewährt einen tiefen Einblick in den Erfindungsreichtum in der Küche, der nötig war, um mit den kargen Ressourcen die täglichen Mahlzeiten dennoch mehr oder weniger schmackhaft mit z. B. „Abschöpffett“ hinzubekommen. Das Werk basiert auf einer mehrjährigen Recherche in Zeitdokumenten sowie der Befragung von Zeitzeugen, die selbst zu Wort oder im wahrsten Sinne des Wortes „zu Potte“ kommen. Daraus ergibt sich auch die Bandbreite der Inhalte, eine lesenswerte Mischung aus den Möglichkeiten und Grenzen der Küchenkunst, den Befindlichkeiten der Menschen, so etwa dem Bild der Hausfrau zu der Zeit oder dem kochenden Junggesellen, ergänzt durch interessante Fakten über das eine oder andere österreichische Traditionslokal. Drucke von Werbeplakaten, Speisekarten sowie Cartoons sorgen für „Zeit- und Lokalkolorit“. Es sind einzelne thematisch in sich runde Kapitel, die hier zusammengestellt werden. Gerade das macht die Lektüre so ansprechend, denn hinter jeder, häufig dem österreichischen Sprachduktus folgenden Kapitelüberschrift, die kaum auf den Inhalt schließen lässt, verbirgt sich eine neue Geschichte inklusive eingestreuter Glossen. Beispielsweise lassen der „Nekrolog auf die Brotkarte“ oder „Apfelstrudeldämmerung“ tief blicken, wenn man sich den Text genüsslich einverleibt.
Schüblers Werk trägt auch seinen Teil dazu bei, den Wert von Lebensmitteln, den eigenen Anspruch an Ernährung zu reflektieren und sich in eine andere Art von – damals – Gourmetküche hineinzuversetzen. Mein Fazit. Hier liegt ein Buch zum Thema „Essen“ vor, das eine Marktlücke füllt.